Musik, die Tote lebendig macht


Matthias Kemp
Großer Besucherandrang im Baumgatner Casino Beisl zeigt das Interesse am Austropoeten Matthias Kempf, aber auch das Bedürfnis, vor dem Lockdown noch einmal Konzertluft schnuppern zu dürfen.

Von BLONDPRODUCTION „Funky“ Renate Danninger

Geplant war ein Auftritt gemeinsam mit Freund und Kollegen Martin Mader, aber diese Pläne wurden von einer Krankheit durchkreuzt – gute Besserung, lieber Martin, im Geiste bist eh mit dabei!

Obwohl man Martins Darbietung sehr gerne genossen hätte, tut Matthias sein Bestes, um das Publikum nix missen zu lassen. Dank vieler Lebensanekdoten der unterhaltsamen Art können die Zuschauer Matthias Kemp als äußerst sympathischen und ehrlichen Menschen kennen lernen, der das Herz am rechten Fleck hat.

Wenn Austropop zu Austropoesie wird, darf man große Gefühle erwarten

Matthias’ erste berufliche Wege haben ihn zur Schauspielerei geführt, dementsprechend ist auch seine Bühnenpräsenz, allerdings ohne jegliche Eitelkeit. Und der Dialekt wird zum Transformator für seelische Befindlichkeiten. Er kommt dem Wunschschwiegersohn der Nation schon sehr nahe. Georg Danzer hat ihn zum Texte schreiben angeregt, daher birgt das Programm Danzer-Songs und Kempf’sche Lieder in einer ausgewogenen Mischung.

Matthias erweckt mit „Mei Leb’n“ Schurli Danzer wieder zum Leben, er bleibt nahe am Original, trotzdem kempft es und das ist gut so. Und man muss einfach die zeitlose Aktualität der Danzer-Texte anerkennen. Bei „Loss mi amoi no d’Sun aufgeh segn“ singt Matthias jugendlich-kämpferisch gegen das Sterben an, und in „Die Freiheit“ besingt er ein Tier, das man in Brehm’s Tierleben vergeblich sucht, dafür wird man von Gänsehaut gefunden.

„So is des Leb’n“ ist ein Kempf’sches Frühwerk von sanguinischem Temperament und mit tanzbarem Saitengroove. Ebenfalls aus Matthias’ Feder floss ein Liebeslied an seine Mutter, bei dem er seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann. Bei „So soi ma sei“ reichen sich Gänsehaut und Ohrwurm die Hand und der Wohlfühlfaktor hat den Höchstpegelstand erreicht.

Ein kleiner Abstecher zu Prince/Sinead O’Connor zeigt Matthias’ wortlüsterne Dialektversion zur Melodie von „Nothing Compares To You“ und natürlich zeigt er gehörig schauspielerisches Talent, wenn er Andre Heller interpretiert und es dabei ordentlich hellern lässt.

Vorläufig der letzte Abend mit Corona-Normalität – jetzt heißt’s Kraft sammeln für unterhaltungslose Lockdown-Zeiten und auch dafür hat Schurli die richtige Botschaft: Losst’s uns ned zum Leb’n vagessn.

’s Baumgarten Kultur Wohnzimmer

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