Von großen und kleinen Fischen

„Schmiergeld” zur System Erhaltung So wie Ischgl durch die Coronakrise zum Synonym für Partytourismus wurde, stellte Venedig im ersten Lockdown ein Synonym für die Regenerationsfähigkeit der Umwelt nach jahrzehntelangem Massentourismus dar.

Kommentar von Andrea Sommerauer, Chefredakteurin des UHUDLA

In der von TouristInnen befreiten, beschaulichen Lagunenstadt war das Wasser klar und Fische kehrten zurück.

Gerade den kleinen venezianischen Wirtschaftstreibenden setzte jedoch der Verdienstentgang massiv zu. Ihnen waren die Felle davongeschwommen. Schließlich kann auf Einheimische kaum mehr gesetzt werden, weil die meisten mittlerweile aufgrund der hohen Mieten und dem lukrativen Vermietungsgeschäft auf dem italienischen Festland wohnen.

Ob in Venedig die für Menschen und Umwelt notwendige Kehrtwende nach ökosozialistischen Kriterien gelingen wird, ist zu bezweifeln. Österreich macht jedenfalls vor, wie man wider besseres Wissens die überkommene kapitalistische Wirtschaftsweise auf Basis der Wachstumslogik stützt. Die hatte sich längst vor Ausbruch der Corona-Epidemie in der Krise befunden, nun räumen gerade große Unternehmen kräftig ab. Im ersten Lockdown wurde der Lufthansa-Tochter AUA alles in Allem fast eine Milliarde Euro in den Rachen geworfen. Im November gab es 20 bis 60 Prozent vom Umsatz des Vorjahres für geschlossene Betriebe im Handel, 80 Prozent gar für Hotels und Restaurants. Ohne ökologische und soziale Auflagen.

Schon wurde vorgerechnet, dass manche Betriebe den Einnahmen stärksten November in ihrer Geschichte haben könnten, weil Fixkostenzuschuss und die Unterstützung für Kurzarbeit nicht gegengerechnet werden. Dicke Fische also, damit das System so bleibt wie es war. Auf der anderen Seite stehen zum Jahreswechsel an die 500.000 Arbeitslose, nicht mitgerechnet die vielen kleinen in die Selbständigkeit Getriebenen, die auf längere Sicht um ihre Aufträge bangen. Und ganz nebenbei, aber nicht unbemerkt erfolgt die Verteilung des Vermögens von unten nach oben. Das alte Sprichwort „Die großen Fische fressen die kleinen“ erweist sich erneut als von Menschen gemacht.

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