Kopftuch Mafia & Uhudler Verschwörung


Zwei Stinatz-Krimis von Thomas Stipsits
Drunt im Burgenland steht ein Bauernhaus, so hübsch und fein. Davor drei Muhmen auf dem Bankerl: die Resetarits Hilda, die dicke Grandits Resl und die Sifkovits Baba. Angeblich wissen die mehr als Google und Facebook zusammen.

Vierter im Bunde ist Thomas Stipsits. Der Kabarettist und Musikunterhalter bemüht sich mehr ums südburgenländische Landleben als die Resetarits-Brüder.

Thomas Stipsits hat ein neues Genre erfunden, den  Stinatz-Krimi. Bald wird die überschaubare Community der Granditse und Resetaritse so verrufen sein wie die Community von Bad Tölz oder Kitzbühel, wo angeblich (wenn man dem Fernsehen glaubt) jede Woche ein Mord samt anderen Verbechen stattfindet.

Die zwei Titel sind in kabarettistischer Überzeichnung gewählt

Es gibt keine (Kopftuch) Mafia und auch keine (Uhudler) Verschwörung. Dazu würde es einer kriminellen Vereinigung bedürfen – aber was weiß man schon im fernen Wien
Fall 1: Einmal kommt der Tag, wo man Hochzeit macht. Mittendrin verschwindet die Hauptperson nach dem „Brautstehlen“. Tage später wird sie tot auf einem Acker gefunden – ein Fall für Inspektor Sifkovits.
Fall 2: Ein Uhudler-Bauer liegt tot in seinem Weinkeller. Als Täter scheint nur das tückische Gärgas infrage zu kommen. Eigentlich wollte der Inspektor den freien Tag seiner Mutter Baba widmen, aber die vielen Einsatzfahrzeuge beim Weinkeller zwingen ihn zum Handeln.

Zusammen gebraut aus Inspektor Columbo und Agatha Christi, irgendwie. Das Lokalkolorit wird einfachst beschrieben. Die Guten sind gut, die Bösen sind bös. Man sieht den Ort und die Damen förmlich vor sich. Auch wenn man die Sätze in richtiges Burgenländisch übersetzen möchte. Das wird garantiert einer der nächsten ORF-LandKrimis.
Auf Seite 147 erfährt man den Knackpunkt. Dass der Raika-Chef und der angesehene Steuerberater ein schwules Techtelmechtel haben. Aber Kritikpunkt: In Stinatz reden alle reinstes Hochdeutsch, in ganzen Sätzen wie aus einem Fernseh-Tatort. Ein bisserl Slang und Jargon in heanzisch-krowotischem Idiom hätten ganz gut gepasst. Da haben alle Beteiligten vielleicht zu sehr in die Breite geschielt. Ein Kabarettist muss ja überall gut verständlich sein. Und dass es am Ende ein Kochrezept und ein Interview gibt, geschenkt.
kawei.

Thomas Stipsits: „Kopftuch Mafia“, „Uhudler Verschwörung“, Ueberreuter Verlag Sachbuch, 184 bzw. 176 Seiten

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