Vive la Commune

© Plakat, Bibliotheque nationale de France.

Diktatur des Proletariats schaun „Das Rote Wien – im Waschsalon Karl-Marx-Hof“ wartet eine außergewöhnliche Schau über die Pariser Commune auf Publikum Die Sonderausstellung ist bis 27. Feber 2022 nur mit FFP2-Maske zu besichtigen.

Öffnungszeiten: Donnerstag 13–18 Uhr, Sonntag 12–16 Uhr

Am 18. März 1871, vor 150 Jahren, gelangt erstmals in einer Millionenstadt das Proletariat an die Macht – und hält sich dort für 72 Tage…

„Die internationale Sozialdemokratie wird das Andenken der Pariser Commune in Ehren halten“, verspricht die Arbeiter-Zeitung 1901. Und tatsächlich erinnern anlässlich des 30., 40., 50. oder 60. Jahrestages der Pariser Kommune Artikel in der Arbeiter-Zeitung, der Arbeiterinnen-Zeitung, im Kleinen Blatt oder auch in Der Kampf an „die erste Arbeiterregierung der Welt“. Ludwig Bretschneider gedenkt 1911 „erschüttert dieser Tausende von Märtyrern, die für die große Sache der Befreiung der arbeitenden Menschheit ihr Leben geopfert haben“. Und Leopold Winarsky urteilt über die Commune, „der so viel Barbarismus nachgesagt wird“: „[…] ihr kann höchstens der Vorwurf gemacht werden, daß sie zu milde gewesen ist.“

Zwar muss Karl Kautsky, der „Altmeister des Sozialismus“ einräumen: „diese Regierung war kurzlebig, konnte nichts Positives hervorbringen“; in der Arbeiter-Zeitung vom 1. Mai 1927 zieht er dennoch Parallelen zum Roten Wien: „Was die Pariser Kommune wollte, das verwirklicht die Wiener Kommune. Jene war der erste Versuch einer reinen demokratischen Arbeiterregierung, diese ist ihre erste Erfüllung.“

Das Neue Paris

Der Waschsalon Karl-Marx-Hof zeigt eine Sonderausstellung über die Pariser Kommune, die zwar regelmäßig zitiert, aber selten thematisiert wird: Ihre Entstehungsgeschichte, ihr Bemühen um eine Neugestaltung von Arbeit und Produktion, ihre fortschrittlichen Ansätze in der Fürsorge- und Bildungsarbeit – und auch ihr furioses Scheitern in einem „fürchterlichen Blutbad“.

Ihre Errungenschaften muten vor 150 Jahren geradezu revolutionär an: Die Pariser Kommune begrenzt die tägliche Arbeitszeit auf zehn Stunden, kommunalisiert die Arbeitsvermittlung, legt Mindestlöhne fest und schafft erste Ansätze einer betrieblichen Selbstverwaltung. Sie erlässt ausstehende Mieten, führt einen Pensionsanspruch für die Witwen- und Waisen von gefallenen Nationalgardisten ein und gründet Waisenhäuser.

Im Bereich der Bildung eröffnet die Kommune Berufsschulen für Burschen und Mädchen, führt den Gratisunterricht ein und gleicht die Gehälter von Männern und Frauen an. Auf die Trennung von Kirche und Staat folgt schließlich auch die Säkularisierung der Bildungs- und Krankenpflegeeinrichtungen.

Den einen dienen die Pariser Kommune und das Schlagwort von der „Diktatur des Proletariats“ als teuflisches Schreckgespenst, den anderen als leuchtendes Vorbild. Und das bis heute. So verwundert es auch nicht, dass das vom britischen Streetart-Künstler Banksy für die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch gestiftete Schiff nach Louise Michel benannt wurde, einer der zentralen Persönlichkeiten der Pariser Kommune.

Museum „Das Rote Wien –
im Waschsalon Karl-Marx-Hof“
(1190 Wien; Waschsalon Nr. 2; Karl-Marx-Hof, Halteraugasse 7)
Kontakt
Tel.: 0664 88540888
http://www.dasrotewien-waschsalon.at
Besuch nur mit FFP2-Maske
Öffnungszeiten: Donnerstag 13–18 Uhr, Sonntag 12–16 Uhr

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