Alice im Wundercafé

Das „Strozzi”, eine Josefstädter Kaffeehaus Institution 

Strozzi-Chefin Alice Schlossko und Juniorchef Sohn Harald. Foto: Lohmeyer
Strozzi-Chefin Alice Schlossko und
Juniorchef Sohn Harald. Foto: Lohmeyer

Der achte Wiener Gemeindebezirk beherbergt eine Vielzahl von renommierten Lokalen, Cafés und Gourmet-Tempeln. Eines der Highlights aber ist, mit Sicherheit, das Café Strozzi.
Kürzlich feierte Alice Schlossko, Inhaberin „ihres Strozzerl“ das 40 jährige Bestandsjubiläum. 40 Jahre Gastronomie, 40 Jahre Freud und Leid mit „ihren“ Gästen zu teilen, 40 Jahre Höhen und Tiefen mit zu erleben und Alice beginnt zu erzählen:
„Das Strozzi existiert eigentlich seit 90 Jahren,  ich habe es aber vor vierzig Jahren übernommen.
Von Walter Lohmeyer, erschienen in der UHUDLA Ausgabe 99/2013   
Die Zeiten veränderten sich, meine Gäste aber sind mir treu geblieben

Ja, wir sind eine große Familie.“ Nicht umsonst wird die Frau Kommerzialrat als Treffpunkt für Menschen aller sozialen Schichten gewählt. Sie und ihre Belegschaft haben für jeden ein offenes Ohr.
„Zu Beginn hatten wir sogar einen renommierten Fußballklub, den FC Tarock Strozzi, doch den gibt’s wegen „zu großen Erfolgs“ leider nicht mehr. Ich glaub‘, die sind alle nach Brasilien gegangen (oder doch nach England?) und spielen jetzt in der Profiliga.
Nein Spaß. Solche Dinge verlaufen sich mit der Zeit, die Akteure wurden älter, und ziehen es vor ohne FC, nur dem Tarock zu frönen“, lacht Alice. An ihren Stammgast der ersten Minute erinnert sie sich, an den Wolfgang (Wolfgang Schildknecht Anm.d.Redaktion), mit Wehmut. „Täglich ist er gekommen, war immer für einen Spaß zu haben, immer freundlich, immer nett, plötzlich hats geheißen er ist gestorben, mit 43 Jahren. Das war vielleicht einer meiner traurigsten Momente in den vierzig Jahren.“ Aber auch Skurriles ist ihr widerfahren. „Einmal ruft mich ein Herr an, es war schon am Abend, ob sie noch schnell vorbeikommen können, eine Gruppe aus Berndorf und Bludenz zum Essen, zum Feiern. Aber ja sage ich und da waren sie dann, ca. 50 Leute und bestellten alle „Kasnockn“. Das war fürwahr ein lustiger Event“.
Liebe Alice, wie sieht‘s denn für Dich in der Zukunft aus, was planst Du, was möchtest Du noch erreichen?
„Erreichen will ich eigentlich nichts mehr, außer dass sich meine Leut‘ hier im Lokal wohlfühlen; ich trete ein wenig leiser, aber Sohn Harald wird das sicher genauso weiterführen. Da mach ich mir keine Sorgen.“

Dass die Menschen zufrieden sind und gerne wiederkommen

Das Strozzi als ihr „Ersatz-Wohnzimmer, ihre Studierstube, ihren Treffpunkt für Kulturelles ansehen, bestätigt mir auch „Mr.Nestroy“ Peter Gruber und Harald Schuh, der Schauspieler.
„Auch wir haben vor kurzem die 40 Jahre Nestroy-Spiele Schwechat gefeiert und gastieren gerade mit Nestroys Posse „Die beiden Herrn Söhne“ (uraufgeführt 1845), einem eher nicht so bekannten, aber für die damalige Zeit sehr provokantem und  heute überaus aktuellem Stück, im Schlosshof Rothmühle in Schwechat.
„Erzählt wird die Geschichte zweier völlig konträr erzogener Cousins aus wohlhabenden Verhältnissen vom Land, die im Großstadtdschungel ihre ersten Schritte in ein selbstständiges Leben versuchen.
Während der eine neugierig in den Tag hineinlebt, den Verführungen des Konsums erliegt und rasch in die Armut absinkt, reichen beim anderen gute Ausbildung, Fleiß und Ehrgeiz nicht aus, um sich eine halbwegs lebenswerte Existenz aufzubauen.
Erst mit Hilfe einer großen Erbschaft findet er sein fragwürdiges bürgerliches Glück. In einer Reihe von Szenen, die erschreckend aktuell erscheinen, werden wir schließlich mit der Frage konfrontiert: Sind Eltern überhaupt in der Lage ihre Kinder so zu erziehen, dass sie für eine harte und völlig ungewisse Zukunft gerüstet sind, um dabei auch glücklich zu werden?“
Zwei Jubiläen ein Tenor: „Die Zukunft is eine undankbare Person, die grad’ nur die quält, die sich recht sorgsam um sie kümmern“.(Aus Johann Nestroys „Die beiden Herrn Söhne“). Sowohl Komm.Rat Alice Schlossko mit ihrem Café Strozzi, als auch „Grande Maestro“ Peter Gruber mit seinem Ensemble und seinen Nestroy Spielen in Schwechat können stolz sein und unisono Johann Wolfgang von Goethe        zitieren:
„Das Tun interessiert, das Getane nicht. Das Neue ist immer aufregend. – Aber in manch Augenblicken ist es wichtig, einen Schritt zurückzutreten, das Getane zu betrachten und zu prüfen. Wenn wir damit zufrieden sind, dann können wir sagen: Weiter so!“

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