
Lobeshymne für Heli Deinboek ■ Da Schreiberling das Spiel mit Worten liebt, liegt es auf der Hand, Liedermacher Heli Deinboek zu verehren, ist er doch der wortgewaltigste unter den Songwritern dieses Landes. Das dicht gedrängte Wohnzimmer-Publikum im ‘s Baumgartnen darf die Vor-Premiere des neuen Programms genießen und ist sich der Würde dieses speziellen Abends sehr wohl bewusst.
Von BLONDPRODUCTION „Funky“ Renate Danninger
Schön zu sehen, wie locker, gelöst und guter Laune Heli den Soundcheck easy erledigt, Tonmeister Tobias wird zu Konzertbeginn noch kurz aus der Küche zur Bühne gebeten (ein echter Tausendsassa, der junge Mann …
… an allen Ecken und Enden in unverzichtbarem Einsatz – dickes Danke dafür!) und der gute Sound darf auf uns losgelassen werden.
Großartige Unterstützung hat Heli Deinboeck durch ein Viertel seiner Band – Oliver Jung, smart und verschmitzt mit gefühlvollen Händen am Piano, der zusätzlich noch mit Gesangsverstärkung, die auch so manch Komik zu bieten hat, glänzt.
„I war heut so gern daham bliebm“ als Eröffnung scheint exakt dem winterlichen Fröstelwetter angepasst, doch wenn’s zu Hause noch so gemütlich gewesen wäre, für den Deinboek bewegt man gerne den manchmal trägen A… , noch dazu, wenn’s ohnehin im Wohnzimmer stattfindet.
Der alte Blues-Song aus dem Jahre 1927 „That’s All“ (wurde bereits von etlichen Blues- wie Pop-Größen gecovert) wird wienerisch g’schmeidig zu „des is ois“ und beschreibt malerisch diverse Gierhälse und Wirtschaftsschweinereien, schmackhaft gewürzt mit Olivers tastenlustigem Groove.
„i bin schuidig“ wird von Heli inbrünstig hinausgeröhrt, das Thema Konto-Disaster kennt jeder und Banker im Bunker sind nicht sehr beliebt, ebenso wie „alte, weiße Männer“.
Manchmal ist Heli Deinboeck „a bissal zweigeteilt“, mit etwas Biss im Wort, und Oliver breitet wohlig die Jazzdecke drüber.
Das Lied für „Marie“ erzählt vom Wichtigsten im Leben, der gefühlvoll-rührende Text ist fürsorglich und kuschelig in Wiener Schunkelsound gepackt
„Haaße Luft“ wird augenzwinkernd als Rettungsversuch der Klimakatastrophe vorgeschlagen, Johnny Cashens „Burning Ring Of Fire“ wird zum Rebellenlied mit zartem Südseefeeling getuned, und Tom Waits’ „Time“ mutiert mit witzigem Waits-Timbre zur „guadn oidn Zeit“, die ja eigentlich eh ziemlich grausig war.
Die Tragödien nehmen, sehr zu Publikums Freude, ihren Lauf, zur Melodie von Lee Marvins „ Wondering Star“ macht Oliver für Heli den Hengst und für uns den liebenswerten Spaßvogel und vor lauter Galoppieren haben sich die Beiden leider „weit vafoahn in a aund’re Bar“.
Keine Chance, wir lassen sie natürlich nicht weggaloppieren und nach der Pause geht’s mit urwienerischen Klängen weiter, Heli besticht mit kantigen Saitenanschlag an der Gitarre, fühlt sich rasend realistisch, denn „im Oasch bist sowieso“ und als besonderen Leckerbissen beschenkt uns Heli in einer Art Monolog-Gesang mit einer Kostprobe seiner köstlichen Schauspielkunst, ein wahrhaftiger Genuss für alle Sinne, Gänsehautschauer inklusive.
Kein Auge bleibt trocken, wenn Heli Deinboek mit erfrischend schwarzem Humor aus dem Krüppel- ein Politikerlied zaubert, und das Publikum johlt vor Vergnügen.
Eine esoterische Arie fordert zum Mitsingen auf, Heli sucht Sinn und findet Schmäh – das macht Sinn! – und „Karl, der Erlöser“ drückt zwischendurch den Auslöser.
Wir erfahren Wissenswertes über „Oberwart“ und, dass Helis „Leben a Baustö“ und ein Single einsam ist
Bei einer Ode an die inneren Werte werden wir von Heli eindringlich aufmerksam gemacht – „Du bist schön“, wobei böser Witz gegen Oberflächlichkeiten ansingt.
Mit Wiener Gemütlichkeit lässt Heli zum Abschluss (O-Ton: darf den ÖdiBus nicht versäumen) noch mit viel Gefühl malerisch am Wilhelminenberg die Neurosen blühen …
Man kann dem genialen Duo zur gelungenen Vor-Premiere nur herzlichst gratulieren und viele wunderbare Konzertabende scheinen vorprogrammiert, natürlich hoffentlich auch im Wohnzimmer bald wieder!!