Von Gutrufs Erben ■ Die Musikkusse versüßen uns beherzt den Valentinstag und schaffen es auch locker, am nächsten Abend gleich noch mal ‘s Baumgartn Wohnzimmer mit begeistertem Publikum gerammelt voll zu machen.
Von BLONDPRODUCTION „Funky“ Renate Danninger
Schön ist’s, wenn sich die Kreise schließen: Der Qualtinger, das Gutruf, Gutrufs Erben, das Wohnzimmer vom Herrn Karl – und an Koal hamma g’habt, quasi.
Mit Schnürlsamtanzug und Karohemd, beziehungsweise edlem Frack, erwecken die Erben erst mal einen etwas spießigen Eindruck, dem sie allerdings ganz und gar nicht gerecht werden.
Die Musik ist nicht sehr laut, dafür mit umso mehr Gefühl, sodass es im Wohnzimmer lauschig und wohlig wird.
Christoph Michalke interpretiert die Lieder, eine erlesene Auswahl aus 100 Jahren heimischer Musik, nicht nur mit schöner Singstimme auf urwienerische Art, er lebt sie uns auch mit großem schauspielerischem Talent derart authentisch vor, dass man meinen könnte, er sei einer Zeitmaschine entsprungen.
Martin Mader, der Beethoven des Abends, von Christoph neckend als Requisit bezeichnet (ein unverzichtbares!), zeigt sich tastenlustig, liefert mit Christoph perfekt harmonischen Zweigesang und seine erfrischend erheiternde Mimik beim Spiel ist die reinste Augenweide, Publikums Ohren und Augen werden also mehr als zufrieden stellend gefüttert.
Da möchte man laut Hermann Leopoldi gerne a bissal Englisch können, Gerhard Bronners „Schönheitskonkurrenz“ quillt über mit Wiener Wortcharme und „Bidle Buh“ von Georg Kreisler verblüfft mit serienmörderischem Schwung.
Roland Neuwirths „Kittlfoitn“ überschüttet uns mit Gefühl und Gänsehaut, bei Ernst Molden lassen wir entspannt die Seele baumeln, Ostbahn-Kurtis „Stadt aus Stan“ bietet große Musik und lässt absolut keinen kalt, und Karl Hodinas schönes Liebeslied „Kirschen ohne Kern“ bringt das Wiener Herzerl zum pumpern und setzt Glückshormone frei.
Ein köstliches Potpourri (wer ist der beste Entertainer?) packt die gesamte Szene 100jährig in ein Lied und strapaziert Publikums.,
Schwer in Anspruch genommenen, Lachmuskeln. Hach, kann gute Unterhaltung anstrengend sein.
Auch beim „letzten Wort“ von Van Gurk (der lebt noch und ist ganz ein Lieber), darf die Zuhörerschaft fleißig mitsingen und zeigt sich fehlerfrei von der besten Seite.
Wir erfahren sogar, wo Christoph am liebsten sein großes Geschäft verrichtet (beim Wiener ist sogar das gestuhlte Wort weicher) und dazu liefert Martin passenden Sch…groove voll gehaltvoller (Duft-)Note.
Auch die Trinkkultur ist ein interessantes Thema, in schönsten Tönen werden Weinsorten wie Veltliner, Zweigelt und (natürlich!) Uhudler bildhaft besungen, na dann Prost!
Und wenn Pippi Langstrumpfs kunterbuntes Haus direkt in Gibert Becauds blühenden Rosen mündet, kennen das herzliche Lachen und der enthusiastische Applaus schier kein Ende mehr.
Die Kirsche am Sahnehäubchen stammt aus eigener Feder – „zack zack zack“, völlig harmlos in Kinderliedform gehalten, ist eine knackig-prägnante Zusammenfassung österreichischer Politikpossen des letzten Jahres, die wir uns als Ohrwurm mit nach Hause nehmen dürfen (CDs gab’s natürlich auch) – Danke dafür.