Engagement auf allen Ebenen

Horst.
Horst Horvath, der große Koordinator
■  Er ist Kultur, Bildung & Kunst K.B.K und der Motor des südburgenländischen Kulturbetriebs hat einen Namen. Horst Horvath ist aber nicht nur das Antriebsaggregat, sondern auch das Getriebe für vieles, was sich politisch und künstlerisch bewegt in der Region vor und hinter dem Geschriebenstein.

Von Martin Wachter, erschienen in der UHUDLA Ausgabe 106/2017

Kultur, Bildung & Kunst. Diese drei Begriffe haben im Südburgenland und darüber hinaus einen Namen. Horst Horvath ist mehr als drei Jahrzehnte in unermüdlichem Einsatz für kulturelle Verständigung und zeitgeschichtliche Aufarbeitung der Vergangenheit in der Region.

Die politische und gesellschaftliche Aufklärung der Bevölkerung sind weitere Eckpunkte des Engagements des umtriebigen Oberwarters.

Die Bürokratie konnte erfolgreiche Arbeit „erfolgreich” verhindern

Auf der Homepage von K.B.K sind gegenwärtig zehn laufende Projekte in den geschilderten Bereichen aufgelistet. Genau so viele Aktivitäten und Initiativen, die der 53jährige gelernte Maschinenschlosser betreut und initiiert hat, sind Geschichte. Einige davon sollten an dieser Stelle Erwähnung finden.
Der UHUDLA hat mit Horst über sein bisheriges „Lebenswerk” geplaudert. Ein Teil der vielzähligen Projekte und Initiativen kann hier zu Papier gebracht werden. Für einige, aber nicht unbedeutende Aktivitäten, fehlt es an Platz.
Bereits als Lehrling begann Horst Horvaths widerständiges Leben mit einem Engagement in der Gewerkschafts- und in der Sozialistischen Jugend. Als dann in „seiner” Metallbude in Neudörfl im Nordburgenland Komponenten für die Waffenschmiede der Firma Glock gefertigt wurden, sagte Horst „Nein”. Eine erfolgreiche Kampagne und viele MitstreiterInnen verhinderten weitere Waffenproduktionen in Neudörfl.

Anfang der 1980er Jahre war die österreichische Friedensbewegung sehr aktiv. Bei einem Konzert des Rock ´n´ Roll Liedermachers Sigi Maron im Jugendhaus Oberwart war der damals 20jährige Fridensaktivist Horvath mit von der Partie. Der Nordburgenländer übersiedelte danach in den südlichen Landesteil des Burgenlandes. Es sollte nicht lange dauern, bis Horst die politische und kulturelle Landschaft südlich des Geschriebensteins massgäblich beeinflusste und prägte.
Als Arbeitsmarkt-Betreuer und ambitionierter Verfechter der Sozialpolitik von Alfred Dallinger schuf er eine Reihe von nennenswerten Projekten in der wirtschaflich schwachen Region.
Dazu gehörte die Revitalisierung des Kultur- und Veranstaltungszentrums, das Jugendhaus Oberwart. Nach Alfred Dallingers Unfalltod änderte Sozialminister Josef Hesoun die Strategie einer fortschrittlichen Arbeitsmarktpolitik. Ein gut laufender „Motor” begann zu stottern. Die Bürokratie aus Wien und Eisenstadt hatte wenig Interesse an erfolgreicher Integration von überwiegend Langzeitarbeitslosen in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis. Selbst Horst Horvath wurde von einem erfolgreichen Arbeitsplatzvermittler zu einem Arbeitslosen degradiert.

Das Offene Haus Oberwart setzt Maßstäbe in der autonomen Kultur

Nach einem Schaden entsteht in manchen Fällen auch ein Nutzen. Nach der Kündigung von Horst als Arbeitsmarktbetreuer wurde er Anfang der 1990er Jahre zum Obmann des Offenen Haus Oberwart OHO. Mit seiner Arbeit und seinem Engagement begann die große Ära der bedeutensten Kultur- und Jugendinstitution der autonomen Szene im Süden des Burgenlandes. Musik, Theater, Galerie, politische Diskussion, kulturelle Dienstleistung und ein Kaffeehaus – Das alles unter einem Dach.
Eine besondere Erwähnung verdienen im Zusammenhang mit dem OHO Wolfgang Horwath, der bildende Künstler, Wagner Peter, Literat und Theatermacher, Wolfgang R. Kubicek, Komponist und Musiker, Christine Teuschler, die Volksbildnerin und Erich Schneller, der Mentor der Roma des Landes. Diese engagierten Menschen stehen stellvertretend für viele andere, die  für das großrahmige abwechslungsreiche künstlerische, musikalische und politische Angebot im OHO sorgen. Und immer mitten im Geschehen der große Koordinator Horst Horvath. Im Scherz hieß das bei den beteiligten AkteurInnen immer: „OHO im HoHo oder HoHo ist OHO”.
Mitten im Erfolgslauf war es im Februar 1995 Schluss mit lustig im OHO. Das Attentat von Oberwart erschütterte die Region und ganz Österreich. Durch eine hinterhältige Bombenattacke verloren vier Roma in der Nähe ihrer Siedlung  ihr Leben. Die Medien, die Polizei und die Freiheitlichen um Jörg Haider und Norbert Hofer (der verhinderte Bundespräsident von 2016 war damals Wahlkampfleiter und Organisationsreferent der FPÖ-Burgenland, Anmerkung des Autors) waren gleich mit einer Erklärung des Sachverhalts zur Stelle: „Eine Zigeunerfehde ausgeführt mit Pumpgun.“

Horst Horvath und die Akteure des OHO handelten rasch und effektiv. Quasi über Nacht wurden die Fakten richtig gestellt, dass diese grausame Bluttat nur andere Verursacher haben kann. Zwei Jahrzehnte später kämpft Horvath immer noch für die Rechte der verfolgten, ausgegrenzten und sozial diskriminierten Volksgruppe. Er betreut über die Roma Volkshochschule Burgenland und hilft den Betroffenen nicht nur in der Roma-Siedlung in Oberwart. Mit Freundinnen und Freunden organisiert und betreibt er Projekte, welche die Lebenssituation der gesellschaftlich Benachteiligten auf allen Ebenen verbessert.

Roma und Rechnitz, zwei Ereignisse  mit besonderer Verpflichtung

Das „R” wie Roma hat in Horsts Engagement eine Zwilling. Das „R” wie Rechnitz. Der kleine Ort am Fuße des Geschriebensteins verbirgt ein grausames Geheimnis. In der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 wurden nachweislich von den Schergen des NS-Regimes an die 180 ungarisch-jüdische KriegszwangsarbeiterInnen in der Nähe des Kreuzstadls ermordet und verscharrt. Das Massengrab konnte bis heute nicht gefunden werden.
Besonderes Lob zollt Horvath dem Musiker Paul Gulda. Dieser war wesentlich am Entstehen und an der Gründung von RE.F.U.G.I.U.S beteiligt. Die „REchnitzer Flüchtlings- Und Gedenk-Initiative Und Stiftung“ gedenkt den Opfern der Jahre 1938-1945 und im Besonderen allen Opfern des Südostwalls. Die AktivistInnen halten es für unbestreitbar, dass sich aus dem Geschehen dieser Jahre eine besondere Verpflichtung für das heutige Österreich ergibt.
Genau so verhält es sich mit der Kreuzstadl Initiative. Es ist das „Mahnmal für alle Opfer des Südostwallbaus, der in den letzten Kriegsmonaten 1945 zahlreiche Opfer diesseits und jenseits der burgenländischen Grenze forderte.

Die „edition lex liszt 12” ist ein weiteres Kapitel der Erfolge von Horst Horvath. Die Gründung des Verlages schildert Horvath so: „Peter Wagner hatte 1992 sein Buch „Lafnitz” geschrieben. Es ging um rumänische Flüchtlinge, die nach Österreich kommen und deren Behandlung. Das Werk sollte zweisprachig auf Rumänisch und Deutsch erscheinen. Weil sich kein Verleger fand, entstand die Idee von einer eigenen Edition. Lex, das Gesetz, und Lisztgasse 12, Adresse des Offenen Haus Oberwarts, der Gründungort – und fertig war der Verlagsname. Peter Wagner, Autor und Künstler, Max Wachter, Gründer der Zeitungen UHUDLA und Augustin und ich gründeten Verein und Verlag”.
Das Flaggschiff der Horvath Konekt­sch’n ist von einem Kleinverlag zu einer ansehnlichen Größe gewachsen. Bereits mehr als 200 Buchtitel sind in der edition lex liszt 12 erschienen. Wer Horst kennt, weiss, dass weitere spannende und interessante Bücher folgen werden.

Horst Horvath wurde im nordburgenländischen Neudörfl geboren.
Nach dem Polytechnischem Lehrgang machte er eine Lehre als Werkzeugmacher. Danach absolvierte er den Zivildienst im Kinderdorf Pöttsching und blieb dort einige Jahre als Erzieher. 1982 begann sein antifaschist­isches Engagement mit einer Grosskundgebung gegen Norbert Burgers NDP in Eisenstadt. 1986 zog er mit Freda Meissner-Blau in den Bundespräsidentenwahlkampf und managte die Kampagne. An der Organisierung des SOS-Mitmensch Lichtermeers im Jänner 2003 auf dem Wiener Heldenplatz war Horvath nicht unwesentlich beteiligt. An der Grossdemonstration gegen das „Österreich-zuerst“-Volksbegehren der Jörg Haider FPÖ nahmen mehr als 250.000 Menschen teil. Ein weiterer Bereich seines
Engagements gilt den Roma. Nach dem Attentat von Oberwart im Februar 1995 leistete er einen enormen  Anteil für die Anerkennung und Förderung dieser
verfolgten, benachteiligten und diskriminierten Volksgruppe. Im Burgenland entwickelte Horst Horvath für das Arbeitsmarktservice Projekte zur Arbeitsbeschaffung im kreativen Bereich. Der Verein Roma, das Offene Haus Oberwart, die Rechnitzer Initiativen sowie der Verlag „edition lex liszt 12“ und viele andere Projekte wurden von Horst Horvath organisiert.

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