
Chris Peterka ■ 1968 war ich zehnJahre alt, das heißt gerade am Wechsel von der Volksschule ins Gymnasium. Im August war ich auf meinem ersten katholischen Jugendlager in Admont in der Steiermark, das erste Mal weg aus dem behüteten Heim. Als ich zurückkam war die sogenannte CSSR-Krise, und meine kleinbürgerliche Mutter verbreitete ein wenig Panik zu Hause, indem sie einen Krieg profezeite.
Ich persönlich war von meiner späteren musikalischen Karriere noch weit entfernt.
Also musste im Gegensatz zu meiner späteren Musik am Konservatorium in der Wiener Johannesgasse am ungeliebten Geigenunterricht teilnehmen. Über das 1967 entstandene Radioprogramm Ö3 werde ich aber schon etwas von der Musik mitbekommen haben, die mich für später geprägt hat.
Die Sendung Musicbox hat mich dann jahrelang mit den Klängen versorgt, die bei uns zu Hause sonst nicht zu vernehmen waren
Als ich bewusst begonnen habe Rockmusik zu hören, waren Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian Jones und Jim Morrison schon nicht mehr am Leben. Den Film vom 1969er Woodstock-Festival hab ich ab den frühen 70er Jahren oftmals im Kino gesehen, genau wie Monterey Pop von 1967. Das hat natürlich alles prägende Eindrücke hinterlassen.
Lange Haare waren damals ein unerfüllbarer Wunschtraum, ebenso das vergammelte Outfit, das ich an den älteren Burschen bewundert habe. Oft hat man im grauen Wien, in dem es für uns Jugendliche außer Fußball spielen nicht viele Angebote gab, den Spruch „Ihr gehörts vergast“ gehört, wenn das Outfit vom vorgegebenen Bild abgewichen ist. Oder, wenn wer offenkundig als Drogenkonsument zu erkennen war.
Es war auch eine Zeit der Zäsur im linken politischen Spektrum, die Abspaltung der neuen Linken von den traditionellen. Als ich 1976 durch die Arenabewegung politisiert wurde und der KPÖ beigetreten bin, waren die Auseinandersetzungen um die richtige Anwendung des Marxismus noch sehr präsent. Einen starken Einfluss haben bei mir auch die mehr oder weniger aus der 1968er Bewegung entstandenen paramilitärischen Gruppierungen wie die RAF hinterlasen. Als junger Mensch hat mich politischer Aktionismus natürlich sehr beeindruckt.
Chris Peterka, Jahrgang 1958 ist ein vielseitiger Berufsmusiker, Autor und Texter. Peterka ist seit drei Jahrzehnten ein UHUDLAriamer. Er war auf mehreren Titelseiten abgebildet und hat oftmals auf UHUDLA Veranstaltungen gespielt. Das Beitragsbild, das 100er UHUDLA-Fest im Wiener Chelsea im September 2013.