Karl Weidinger ■ Meingott. War das eine Zeit. Aufbruchstimmung & das täglich. Die achtklassige Volksschule für Waldbauernbuben & Mädchen war Kilometer entfernt. Die Strecke nur zufuss oder mit Fahrrad, für das man sich heute genieren würde, zu bewältigen.
Da war was Besonderes auf dem Weg, 40 Jahre später hatte ich das erste Fahrrad ohne Achter, vorn & hinten. Das nenn ich Revo. Meine Lehre daraus: Immer vorwärts im Leben, immer rückwärts im Verstehen.
Mon Dieu. Was ich nie verstanden habe: Die Rockmusiktexte der auf- & durchbrechenden neuen Musik. Ohne den Krawall aus Instrumenten, also Begleitlärm, wäre das Ganze nie erfolgreich gewesen (siehe Ingo Gärtners Heros). Rock & Roll forever, wenn auch das Meiste nur Pop(ulär) war: „Gipsy Woman, bi mai Peppi“. Gleich nach der Hl. Jungfrau Maria kam für mich in der Waldheimat die adorable Josefa / Josefine, vulgo Peppi, benannt nach Josef dem Nährvater in der weiblichen Form.
Oh my God. 25 Jahre später, aber genauso 25 Jahre zurück, also symmetrisch in der Mitte meines Lebens, bearbeitete ich die Pendler-Bühne auf dem Donauinselfest (mit UHUDLA-Stand) in Wien. Dort war ich naturgegeben drei Tage rund um die Uhr anwesend. Ich habe mitgezählt, wie viele Songs von meiner „Peppi“ handelten. Es waren zuviele, fast alle. Eine Peppi-Sprache, wie infantil, verstand ich es zurück hörend. Inzwischen bin ich um eine Illusion ärmer und weiß, es wird über eine Frau gesungen, die man als „Baby“ sieht. Schaun, wie lange das noch so gehen wird? Denn das Leben wird zwar vorwärts gelebt, aber nur rückwärts verstanden.
Karl Weidinger, Jahrgang 1962, Textarbeiter im Vorruhestand, sieben gedruckte Bücher, acht Hörbücher.