
Frieden statt Kriegshysterie ■ Kaplan Franz Sieder der „Arbeiter Priester” dessen Herz links schlägt sagt nicht ja zur Annexion der Krim durch Russland. Sie war aber nicht eine brutale Eroberung.
Gedanken von Franz Sieder zur Ukraine
Es hat eine Abstimmung der Menschen gegeben und nachdem auf der Halbinsel sehr viele Russinnen und Russen leben, haben die meisten Menschen für Russland gestimmt.
Es muss auch noch gesagt werden, dass die Krim vor einigen Jahren noch Teil von Russland bzw. der Sowjetunion gewesen ist und sie wieder zum Mutterland zurückgekehrt ist.
Wladimir Putin ist kein Engel, aber er ist auch kein Teufel
Meiner Ansicht hat er keine schlechtere Moral als die letzten US-amerikanischen Präsidenten. Selbst Barack Obama, der am meisten gepriesene Präsident, der sogar Friedensnobelpreisträger ist, hat tausende Drohnen-Tote auf seinem Gewissen. Joe Biden war der Vizepräsident von Obama und wie politische Moral von Trump war, das ist hinlänglich bekannt.
Ich finde die jahrelangen wirtschaftlichen Sanktionen von USA und den europäischen Ländern gegenüber Russland nicht in Ordnung. Es macht den Eindruck, wie wenn die NATO-Länder die Inkarnation des Guten und Russland die Inkarnation des Bösen sind. Die USA sollen Russland auf gleicher Augenhöhe begegnen und das Putin-Land als gleichberechtigten Partner sehen.
Der Ukraine würde ich folgendes raten: Die Ukraine ist ein armes Land. Die politischen Verantwortlichen dieses Landes sollten in erster Linie bemüht sein, die Menschen aus der Armut herauszuführen. Sie sollten die Staatsfinanzen in erster Linie für Armutsbekämpfung verwenden und nicht für Aufrüstung. Sie sollten bemüht sein mit ihrem Nachbarn Russland in gutem Einvernehmen zu leben und sie sollten auf eine NATO-Mitgliedschaft verzichten, weil diese provoziert. Sie könnten so wie Österreich den Status der Neutralität annehmen. Die Ukraine soll vor allem auch die Russinnen und Russen, die in ihrem Land leben, gut behandeln.
Der NATO gegenüber auch mit einer Grundskepsis begegnen
Die NATO ist für viele europäische Staaten eine subtile Kolonialisierung durch die USA. Sie ist auch der militärische Apparat, der mit militärischer Macht das Unrechtssystem des neoliberalen, kapitalistischen Wirtschaft aufrechterhält. Was ich an der NATO noch kritisiere, ist die Tatsache, dass sie in ihren Grundsätzen sagt, dass sie im Ernstfall zu einem atomaren Erstschlag bereit ist. Das ist die Bereitschaft zu millionenfachen Mord. Diese grundsätzliche Bereitschaft ist nicht nur unmoralisch, sondern verbrecherisch.
Ich habe jetzt einfach versucht, den Ukraine-Konflikt mit den Augen eines Friedensaktivisten zu sehen und als katholischer Priester habe ich versucht, diese aktuelle Wirklichkeit im Licht des Glaubens zu sehen und zu deuten.
Kaplan Franz Sieder ist ehemaliger Betriebsseelsorger im niederösterreichischen Amstetten und arbeitet u.a. bei Amnesty International, bei der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS) und bei Pax Christi Wien mit.
Mein Herz schlägt links
Predigten und Vorträge von Franz Sieder, Arbeiterpriester in Amstetten (Niederösterreich) zu den Themen Soziale Gerechtigkeit, Frieden, Antifaschismus.
„Durch meine politischen Predigten oder Referate bekomme ich Anerkennung, aber oft auch Ablehnung. Mir geht es weder darum zu provozieren und auch nicht darum, um Anerkennung zu heischen. Der heilige Paulus sagt, dass wir die Botschaft des Evangeliums verkünden sollen, ob gelegen oder ungelegen. Das ist auch meine Intention, dass ich die radikale Botschaft Jesu verkünde auf dem Hintergrund unserer heutigen gesellschaftlichen Wirklichkeit. Wenn der Titel dieses Büchleins heißt: „Mein Herz schlägt links“, dann möchte ich erklären, was links für mich bedeutet: Links heißt für mich, auf Seite der Schwachen der Gesellschaft zu stehen und links heißt für mich auch, sich einzusetzen für ein Mehr an Gerechtigkeit in unserer Welt. Wenn ich links so definiere, dann war Jesus zweifellos ein Linker und dann ist auch der jetzige Papst Franziskus ein Linker.
Die Kirche darf nicht zu einer bloßen Versorgungskirche werden. Ich meine damit die Versorgung der Menschen mit Gottesdiensten und Sakramenten. Die Kirche ist von ihrem Wesen und von ihrem Auftrag durch Jesus auch eine Befreiungskirche. Das heißt, dass sie ein Instrument sein soll zur gesamtmenschlichen Befreiung der Menschen. Jesus ist es vorrangig darum gegangen, dass auf unserer Welt das Reich Gottes wächst und sich verwirklicht. Unter Reich Gottes hat er das Wachsen von Gerechtigkeit, Solidarität, Frieden und einem menschenwürdigen Leben für alle Menschen unserer Erde verstanden. Ohne Politik ist diese Verwirklichung des Reiches Gottes auf unserer Erde nicht möglich. Ich möchte dazu sagen: Ohne linke Politik ist die Realisierung des Reiches Gottes nicht möglich. Barmherzigkeit allein ist zu wenig, um dem Auftrag von Jesus gerecht zu werden. Wir brauchen auch Gerechtigkeit. Gerechtigkeit aber verlangt eine Änderung unserer Wirtschaftsstrukturen. Gerechtigkeit ist in Strukturen gegossene Liebe und kann nur durch die Politik realisiert werden. Dieses Buch soll Ihnen helfen, das Christsein in einer neuen Dimension zu sehen und zu leben”.
Vorwort von Franz Sieder
(Oktober 2017)
Herausgeberin: Maria Honsig
Mein Herz schlägt links
Neue Predigten und Vorträge von Franz Sieder
© 2017 guernica-Verlag
ISBN: 978-3-9503578-9-9
62 Seiten; Format A5
Preis: 7 Euro, ab 3 Expl. á 6 Euro; ab 10 Expl. á 5 Euro
Bestellungen an: office@guernica-verlag.at