Die Schule des Widerstands

Hannes Schlosser

Hannes Schlosser ■ 1968, das Jahr, in dem ich 17 wurde. Fernsehen war in meiner Familie gerade alltäglich geworden, bei der ZiB um ½ 8 waren wir fast täglich vereint.

Der Mai mit den Tag für Tag anschwellenden Demos in Paris, der Generalstreik, die wachsende Polizeigewalt. Meine Sympathien für die lautstark Protestierenden wuchsen mit. 

Ein Monat später „Kunst und Revolution an der Wiener Uni

Die vielgeschmähte „Uni-Ferkelei“ von Brus, Weibel & Co. Alleine die Wut, mit der Medien darüber herzogen, ließen mich Partei ergreifen für die Aktionisten.

Noch einmal zwei Monate später der 21. August. Menschen die sich schutzlos vor Panzer stellten, verzweifelt Parolen skandierten, Fahnen anzündeten, versuchten mit Besatzern, viele davon Burschen in meinem Alter, zu diskutieren.

Den drei so unterschiedlichen Szenarien war die Phantasie im Widerstand gegen die Übermacht gemein. „Unter dem Pflaster liegt der Strand“ lautete eine der Losungen in Paris. Drei Ereignisse in drei Monaten, damals zu viel für mich als knapp 17-Jährigen, alle Zusammenhänge zu verstehen. Aber genug für eine lebenslange Prägung. Ich bin dankbar dafür, in einem optimalen Alter durch diese Schule des Widerstands gegangen zu sein.

Hannes Schlosser, Jahrgang 1951, seit 45 Jahren Exil-Wiener in Tirol; Chemiker, Bewährungshelfer, KPÖ-Landessekretär, Journalist und seit Jahrzehnten Mittarbeiter im UHUDLA.

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