Die Wahrheit über den „Kommunisten-Putsch”

Franz Parteder

Fauler Lohn- und Preispoker ■ In diesen Tagen gedenken wir des Oktoberstreiks 1950. Deshalb stellle ich folgenden Auszug aus meinem Text über die Geschichte der KPÖ 1945  bis 2018 ins Netz.

Von Franz Stephan Parteder

Vor 70 Jahren nutzte die KPÖ ihre Stärke in den steirischen Großbetrieben für zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Lage der arbeitenden Menschen.

Die Forderungen nach einem 13. und 14. Monatsgehalt, nach mehr Urlaub und einem stärkeren Schutz der Schwer- und Nachtarbeiter wurden zuerst in Betrieben wie Donawitz, Kapfenberg oder bei Puch Graz erhoben.

Besonders stark war der Widerstand gegen die Lohn-Preis-Abkommen von Wirtschaftsvertretern und Gewerkschaft.

Worum ging es dabei? Seit dem Ende des II. Weltkriegs hatte sich bis 1950 die Wirtschaft nicht nur normalisiert, sondern die Produktion übertraf in einigen Bereichen bereits den Stand von 1937. Demgegenüber betrug der Reallohn nur rund 50 Prozent von 1937. Ab Sommer 1947 wurden insgesamt fünf Lohn- und Preisabkommen geschlossen, die von Vertretern der Wirtschaftsverbände und den Arbeiterorganisationen ausgehandelt wurden.

Diese Verträge regelten das Verhältnis von Löhnen und Preisen und dienten als Instrumente zum Bremsen der Lohnsteigerung und damit der Kaufkraft. Für die Arbeiterschaft bedeutete jedes Lohn-Preis-Abkommen sinkende Reallöhne, da die Preise den Löhnen „davonliefen“. Daher rief jedes dieser Abkommen auch Widerstand hervor.

Die größten Proteste gab es beim 4. Lohn-Preis-Abkommen 1950. Im September und Anfang Oktober kam es deshalb zu österreichweiten Streikaktionen, die von der KPÖ unterstützt und mitgetragen wurden.

In der Steiermark legte zuerst die Belegschaft der Maschinenfabrik Andritz die Arbeit nieder. Es folgten die Puchwerke und Simmering-Graz-Pauker. Andernorts wurden lediglich erste Betriebsversammlungen abgehalten. Zu Arbeitsniederlegungen kam es auch in Donawitz. Ähnliche Szenen spielten sich am 26. September auch in Fohnsdorf, Kapfenberg, Voitsberg und Graz ab, wo die Maschinenfabrik Andritz, die Puchwerke, die Arlander Papierfabrik, die Juniorwerke, die Glasfabrik Gösting und zahlreiche kleinere Betriebe bestreikt wurden und rund 12.000 Arbeiter in einem Sternmarsch in die Stadt marschierten, um am Freiheitsplatz eine Kundgebung abzuhalten.

Nach einer Unterbrechung von einer Woche wurden die Streikaktionen am 4. Oktober wieder aufgenommen, brachen aber nach einem massiven Polizeieinsatz bald zusammen.

Ziele der Streikbewegung waren die Durchsetzung der sozialen Forderungen und eine Neuorientierung des ÖGB.

Die Regierung und die rechten Gewerkschaftsführer stellten den Arbeitskampf aber als einen kommunistischen Putsch dar und setzten die Machtmittel des Staates und Streikbrecher gegen die Bewegung ein. Zahlreiche KPÖ-Aktivisten wurden aus ihren Gewerkschaftsfunktionen entfernt oder verloren ihre Beschäftigung in den Betrieben. Erst viele Jahrzehnte später wurde die Putschlegende vom ÖGB zurückgenommen.

 

 

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