
Schwarzgrün funktioniert nicht ■ Es ist an der Zeit einen Schlussstrich zu ziehen und mein “grünes” Kapitel zu schließen. Joachim Kovacs ehemaliger Spitzenpolitiker der Wiener Grünen und Clubchef in der Ottakringer Bezirksvertretung
Am schönsten bleibt mir die Zeit in Ottakring in Erinnerung. Hier durfte ich sechs Jahre lang als Klubvorsitzender Politik in einer rotgrünen Koalition aktiv mitgestalten. Danke an all meine KollegInnen und FreundInnen, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Es war eine geile Zeit.
Die vergangenen zwei Jahre waren dank meiner Familie die schönsten in meinem Leben und ich erlebte für meine Verhältnisse eine richtiggehende Entschleunigung.
Politisch interessiert blieb ich dabei immer, jedoch standen andere Dinge an erster, zweiter und dritter Stelle in meinem Leben
Und so sehr ich auch schon 2018 mit der grünen Funktionärselite gebrochen habe, so sehr freute ich mich 2019 mit den sogenannten “BasiswapplerInnen” über das fulminante Comeback und hoffte aus der Ferne, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hatte und ich mich auf eine kantige, scharfe Oppositionspolitik freuen durfte. Dieser Wunsch wurde nicht nur nicht erfüllt, er wurde mit der türkisgrünen Regierung konterkariert.
Ich habe mit mir schon wegen Moria und anderen Dingen gekämpft und mir immer wieder gesagt “ich kann sie nicht mehr wählen”. Jetzt muss ich erkennen, dass sie nicht einfach nur zu “schwach” sind, was die Kräfteverhältnisse und den Mut in der Regierung betrifft, sondern dass intern auch immer noch dieselben unverbesserlichen Feiglinge am Werken sind.
HC Strache und Greta Thunberg haben mehr zum Grünen Comeback beigetragen, als die Hansln die sich jetzt in Wien zum Zukunftsteam quasi “selbstgekrönt” haben. Sie haben aus den Fehlern mit den Jungen Grünen und dem Heumarkt nichts gelernt. Sie werden wieder glauben, sie könnten die Basis einlullen und ich traue mich wetten, sie touren schon längst durch die Bezirke mit ihrer Seite der Geschichte. Und ja, die Mehrheit der Basis wird ihnen für den Moment glauben, aber der zugefügte Schaden ist ein längerfristiger und der Nährboden für zukünftige Konflikte und Wahlniederlagen wurde durch diesen selbstsüchtigen Akt ein paar Weniger, gestützt durch ein paar mehr Gutgläubige, gelegt.
Den bislang breitesten demokratischen Wahlprozess in der Geschichte der Grünen Wien via Klub auszuhebeln ist „Schüsselesk” (Ehemaliger ÖVP Bundeskanzler). Auch er hat sich einst als Dritter zum Kanzler aufgeschwungen und dies mit Mehrheiten argumentiert. Kann man schon machen. Man sollte dann halt auch gleich mal die Grünen Grundwerte in den Müll entsorgen, denn sie sind dann das Papier nicht wert auf dem sie stehen.
Ich merke, ich ärgere mich schon wieder zu viel. Und damit ich das nicht mehr muss, schreibe ich jetzt einen Brief und bitte meine ruhendgestellte Mitgliedschaft zu beenden.
Politik juckt mich nach wie vor, aber nicht diese Art von Politik. Es werden sich andere Optionen auftun, falls ich mal wieder wirklich und so richtig Lust kriege, selbst in den Ring zu steigen.
Joachim Kovacs, der Burgenländer ist ehemaliger Landessprecher der Österreichischen Grünen in Wien und Tenniscoach im steirischen Hartberg. Im August 2018 gab er seinen Rückzug aus der Politik bekannt.
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