Corona vergrößert die Müllberge

© Michael de Adder

Tag der UmweltAm 5. Juni ist Weltumwelttag und eigentlich sind die Fragen zur Erhaltung und Verbesserung unseres Lebensraumes immer noch die gleichen wie vor Beginn der Pandemie.

Von Henrietta Bilawer

Ein neues Thema ist hinzugekommen: Der Müll – oder besser: das Thema sieht sich um neue Facetten erweitert.

Einige portugiesische Zeitungen befassen sich zum Tag der Umwelt mit der Frage des Recycling, denn die Menge der pandemiebedingt verwendeten Einwegartikel stiegt um ein Vielfaches.

Umweltverbände befürchten einen Rückgang der zuletzt sehr positiven Recycling-Gewohnheiten

Restaurant-Betreiber, die ihre Lokale schließen mussten, griffen in vielen Fällen auf Take-away oder Lieferservice zurück, um weiter Geld zu verdienen. Und dazu brauchten sie Einweg-Verpackungen.

Verschiedene Anbieter von Restaurant-Zubehör versuchten, in kurzer Zeit Lösungen für solche Lokale anzubieten. Dazu kamen pünktlich zum Ende des Lockdowns und der Wieder-Eröffnung der Lokale auch Desinfektionsmittel-Spender und andere Produkte wie Tischsets, die nach jedem Kunden entsorgt werden.

Die Anzahl der Einweg-Produkte, die auf biologisch abbaubarer Basis hergestellt werden, nimmt dabei deutlich zu. Materialien wie Zuckerrohr, Palmblatt, Holz, Stärke oder biokompatible Polylactid-Kunststoffe werden immer häufiger nachgefragt, doch das bestehende Angebot wird noch von Kunststoff dominiert. Der Preis ist dabei nicht der entscheidende Faktor, denn Plastikboxen zur Essensverpackung und solche aus Zuckerrohr kosten nahezu gleich viel.

Ein Restaurant-Besitzer berichtet, leider sei das Verpackungsmaterial nicht immer zu hundert Prozent umweltfreundlich

In seinem Lokal nutzt er eine Sorte Dosen aus Großbritannien. Nach langer Suche erwiesen die sich als die einzigen, die die Garantie bieten, nur aus Karton zu sein. Andere haben in der Regel eine Plastikfolie. Solche Stoffe erhöhen die Menge an Einwegmüll auf den Deponien, denn zu Hause werfen die VerbraucherInnen diese Verpackungen mit guten Absichten in die Recycling-Tonne. Bei der maschinellen Sortierung der Abfälle, werden solche Verpackungen als gewöhnlicher Müll betrachtet und landen auf der Mülldeponie.

Gegenstände, die Papier und Plastik beinhalten (dazu gehören auch viele Becher), können nicht eindeutig einer Mülltonne zugeordnet werden. Umwelt-Verbände weisen darauf hin, dass solche Misch-Materialien noch schädlicher für die Umwelt sind als reine Plastikprodukten, denn bei Kunststoff kann ein Teil wiederverwenden und dem Kunststoffrecycling zugeführt werden. Hier sei nicht der Grundstoff Plastik das Problem, sondern sein Einweg-Charakter.

Restaurants und Supermärkte arbeiten an Projekten, die den Kunden erlauben, Behälter von zu Hause mitzubringen

In diesen Boxen kann dann abgewogene Ware gekauft und verfrachtet werden. Bisher ist diese Logistik aus Hygiene-Gründen nicht möglich. Druck müsse aber auch vom Kunden kommen, der solche Verpackungen zur Frage eines Kaufentscheide macht müsse, damit die Verpackungs-Industrie dies als Aufruf zur Umrüstung der Produktion verstehe. Zudem müsse das Recycling solcher Behältnisse vorangetrieben werden, damit wiederverwertbares Material auch auf diese Weise genutzt werde und es nicht zur Über-Nachfrage nach den benötigten Rohstoffen kommt.

Portugal hat die Gesetzesverordnung zur Umsetzung der EU-Richtlinie zur Abschaffung von Einwegplastik zwar formal noch nicht in nationales Recht umgesetzt, will aber die Maßnahme vorfristig wirksam werden lassen.

Ab dem kommenden 4.Juli werden Plastikstäbchen (z.B. bei Wattestäbchen), Kunststoff-Besteck, -Teller oder -Strohhalme in Portugal nicht mehr auf den Markt gebracht. Gleiches gilt für Luftballon-Haltestäbchen, Umrühr-Stäbchen für Getränke sowie Lebensmittel- und Getränke-Behälter aus Polystyrol und alle Produkte aus Kunststoff, die sich durch Oxidation zersetzen, was zu einer Fragmentierung in Mikroplastik führt.

In Portugal wird das eher bescheidene „Plastikverbot” für kleine Artiken  auf Raten  durchgesetzt

Was aus dem Bereich der genannten Gegenstände in den Läden noch zum Verkauf vorrätig bzw. in Restaurants, Cafés etc. vorhanden ist, darf bis September kommenden Jahres verwendet werden, danach tritt auch ein Verbot der Nutzung dieser Plastik-Gegenstände in Kraft. In den kommenden 15 Monaten werden Konsumenten diese Kunststoff-Objekte also weiterhin antreffen.

Ausgenommen von dem Verbot sind (zumindest vorerst) Lebensmittel-Behälter und Plastik-Becher (z.B an Getränke-Automaten), deren Inhalt zum sofortigen Verzehr bestimmt ist. In diesen Sektoren soll der Einsatz von Plastikbehältnissen bis Ende 2026 im Vergleich zu 2022 um 30 Prozent reduziert und bis Ende 2030 halbiert werden. Die Verwendung von Alternativen zu Kunststoffen wird künftig stärker gefördert, ebenso Lösungen, die zu einer breiteren Palette solcher Alternativ-Materialien führen.

© Bildquelle: Der Cartoon entstammt der Feder des kanadischen Karikaturisten Michael de Adder, der für die ‘Washington Post’ arbeitet. Der Cartoon stand in der Zeitung ‘The Cronicle Herald’ aus Halifax.

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