
Winnie Wolf ist tot ■ Der Promedia Verlag trauert um einen seiner meistgelesenen und gesellschaftlich einflussreichsten Autoren – und um einen guten Freund und jahrzehntelangen Weggefährten. An dieser Stelle sagt auch der UHUDLA danke für seine Beiträge.
Winfried Wolf wurde 1949 in Horb am Neckar geboren und lebte in seinen Jugendjahre auf der Insel Mainau. Er studierte Politikwissenschaften in Freiburg und Berlin. Das Schreiben erledigte er nebenher, recherchierte meist auf Bahnfahrten, die ihn jährlich Tausende von Kilometern durch den deutschen Sprachraum führten … von einer Kundgebung der von ihm mitbegründeten Bewegung gegen „Stuttgart 21“ zur Podiumsdiskussion einer Friedensgruppe, die dort seine „Zeitung gegen den Krieg“ verteilte.
Winfried Wolf war durch und durch politisch
Und er war ein gestandener Linker. Den marxistischen Ökonomen Ernest Mandel zählte er zu seinen wichtigsten Lehrern. Acht Jahre lang – zwischen 1994 und 2002 – saß Winfried Wolf für die PDS („Partei des Demokratischen Sozialismus“) im Deutschen Bundestag. Als verkehrspolitischer Sprecher machte er sich einen Namen weit über die Parteigrenzen hinaus; und er brachte seinen Namen mit dem Bündnis „Bahn für Alle“ gegen die Privatisierungspläne der Deutschen Bahn in Stellung.
Winfried Wolf war ein Besessener, im besten Sinn besessen von der Idee, einer von Kapital getriebenen Gesellschaft eine menschengerechte, demokratische, solidarische gegenüberzustellen. Mehr noch: eine solche konkret zu entwickeln. Die Welt bräuchte viele solche Besessene, um eine bessere zu werden.
Ab 2008 veröffentlichte Winfried Wolf unter seiner Ägide das Quartalsblatt „Lunapark 21“, eine – wie es im Untertitel heißt – Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie. Das Netzwerk der dort schreibenden Autorinnen und Autoren überlebte sogar die härtesten Auseinandersetzungen in der Zeit der Corona-Maßnahmen, in der sich Winfried Wolf mit der Initiative „Zero Covid“ lautstark zu Wort meldete.
Seine schwere Krebskrankheit, die er selbst offenlegte, überlebte Winfried Wolf nicht. Er starb am 22. Mai 2023 in der Berliner Charité.
Ein großer Kämpfer ist nicht mehr.