Kamer Güzel – Einer von ihnen

Nachrichten aus dem Kult-Restaurant „Epos”

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Foto Lohmeyer

Wer Überzeugung, gepaart mit gesundem Selbstvertrauen, Fleiß und einem gesunden Schuss Optimismus in einer Person sucht, wird sicherlich nicht schnell fündig. Dennoch: Es gibt sie – Menschen, die trotz aller Unbillen des Lebens nie den Mut verlieren werden, wenn es darum geht, „ihr“ gestecktes Ziel zu erreichen.
Einer von ihnen ist Kamer Güzel (Bild rechts), Inhaber des Kult-Restaurants „Epos“ in der Siebensterngasse im siebenten Wiener Gemeindebezirk.
Lassen wir „Il Sympathico“ selbst erzählen, erzählen aus seinem wahrhaft abenteuerlichen Leben.
Von Walter Lohmyer, erschienen in der UHUDLA Ausgabe 103/2015  

„Geboren bin ich in Kurdistan am 01.01. (das Jahr verrate ich nicht, nur so viel, über 20 und nicht pensionsberechtigt), man muss wissen, dass, anders als hier, in Kurdistan die Geburten einmal pro Woche, vielleicht erst alle zwei Wochen, ins Geburtenregister eingetragen werden.

Beginn der multikulturellen Annäherung stand im Raum

Schon als Kind war ich sehr pflichtbewusst und wissbegierig, absolvierte mit Erfolg die höhere Schule, schaffte die Matura.
1980 holte mich dann meine Schwester, die in Wien als Gastarbeiterin ihren Unterhalt verdiente, zu sich und ich inskribierte Völkerkunde. Als ausländischer Student musst du Jobs annehmen, um dir deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das tat ich auch und fand in einigen Gastronomiebetrieben eine vorübergehende berufliche Heimat.
Ich glaub‘, da wurde ich mit dem „Gastro-Virus“ infiziert, mir schwebte mein „eigenes“ Lokal vor, Ideen gab es genug, die Gesellschaft war offen für Neues, für fremde Kulturen. Und ich (Kamer lacht) in der Mitte. Nur mein Problem, ich beherrschte die deutsche Sprache schlecht, sehr schlecht. Also hurtig sechs Monate Intensiv-Deutschkurs, um das Gelernte  nochmals zu optimieren und fertig war der „Neo-Wiener. Also fast Wiener.“
„Und nebenbei hast noch studiert, lieber Kamer?“
„Da triffst Du einen wunden Punkt, das ist vielleicht einer der wenigen Dinge, die ich nicht beendet habe, vielleicht auch nicht wollte. Ehrlich – ich weiß es nicht. Jedenfalls, die Faszination ein eigenes Lokal zu haben, war in jedem Fall größer, der Wunsch meine Ideen, meine Vorstellungen in die Tat umzusetzen, faszinierender, als völkerkundlich mein Geld zu verdienen. Schlussendlich am (den Tag vergesse ich mein Leben nicht) 09.Dezember 1991 Eröffnung  des „Epos“ hier in der Siebensterngasse. Zuerst nur als Döner- Kebab Lokal.“
Die Gesellschaft begutäugelte, konsumierte, applaudierte?
„Ich war wie im siebenten Himmel. Man goutierte die mediterrane, orientalische Küche, für die damalige Zeit ein Novum, man delektierte sich an dieser Art von Restaurant, was willst Du mehr.“
Du wolltest aber noch mehr?
„Nicht mehr, aber optimaler gestalten, für meine (Stamm-)Gäste, sicherlich auch für mich. Das vielgerühmte und zitierte „Beisl am Eck, mit orientalischem Touch.“

Es arbeitet ein gut zusammengeschweißtes Team

Seit zwei Jahren (ein befreundeter Architekt half mir bei der Planung, zwei Superkerle – auch Stammgäste, berieten mich im Finanziellen) ist es das, was es heute ist: ein Treffpunkt für alle, für jede(n) das imaginäre „verlängerte“ Wohnzimmer.
Da  muss ich auch meine Crew loben – Osman, der für mich sicherlich beste Koch, Fatma, „seine rechte“ Hand, Susanne (die im Advent die viel gerühmte „Punschhexe“ verkörpert – ihretwegen kommen die Leut‘, um Wiens besten Punsch zu trinken), meineNeffe „Sir“ Isi und neuerdings auch Ronan, unser Eleve, der das Crêpös führt.“
Kurdistan trifft auf das Gourmet-Dorado Frankreich!
„Richtig, Ronan, selbst Franzose, hatte die Idee, Crêpes anzubieten. Crêpe ist eine bretonische Form des Eierkuchens, den es in -zig Variationen gibt und der nicht nur in Frankreich sondern weltweit als beliebter Imbiss gilt. So einfach ist es im Grunde. Eine Idee, die (reale) Voraussetzungen schafft, in ein ambivalentes Verhältnis (Kosten-Nutzen) bringen und dann umsetzen.“
Gibt es für Dich noch Dinge, die Du gerne erreichen möchtest?
„Einmal das Erreichte, das Bestehende halten, da und dort optimieren, korrigieren. Schau, ich arbeite jede Woche 70 Stunden. Gerne möchte ich die Welt bereisen, fremde Länder kennenlernen, mir unbekannte Kulturen näherbringen. Denn dann komme ich eh‘ wieder „reumütig“ zurück, zurück in mein „Epos“.

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