Die Medien, das Sprachrohr der herrschenden Klasse

© Hans Kosz „Die Vierte Gewalt”

Vierte Gewalt Noch war das Echo des 5. Journalistenkongresses1 nicht verklungen und schon lief die Medienmaschinerie heiß. 

Von Anabela Fino Avante!, Nr. 2620 vom 15. Februar 2024 übersetzt von Bruno

Sie wälzte ohne Rücksicht auf beruflichen Marotten und ethischen Besorgnissen herum, die bei der heiligen Versammlung der Journalistenklasse zur Sprache gekommen waren.

Nichts Neues, wie man weiß. Im vorigen Jahrhundert sagte der österreichische Dramatiker und Journalist Karl Kraus in seinen schmählichen Bemerkungen, dass „Zeitungen praktisch dieselben Beziehungen zum Leben haben wie ein Kartenleger zur Metaphysik.“

Das Mindeste, was man feststellen kann, angesichts dessen, was sich gerade abspielt, ist, dass der Kartenlegekunst der Vorzug zu geben ist

Im Rahmen dessen, dass die vierte Gewalt (ein Ehrentitel, der der Presse in längst vergangenen Zeiten verliehen wurde) sich schon nicht einmal mehr die Mühe macht, ihre Unterwerfung unter die wirtschaftliche Macht zu verbergen, bezeichnet sie die reality show der Kommentatoren als Information, wobei sie in tagtäglichen Ausführungen wiedergekäute Meinungen von sich geben und auch noch Gefallen daran finden, das Sprachrohr der besitzenden Klasse zu sein.

Bei diesen Journalisten handelt es sich um die Nachfolger der „Operation Mockingbird“ (Spottdrossel), bei der die CIA gegen Ende der 1970er-Jahre bei Dutzenden von Medienorganen mehr als 400 Journalisten einschleuste und sie dafür bezahlte, dass sie die Positionen der US-Regierung vertreten.

Auf der Liste der Ausgabenaufstellung, die im Rahmen einer Untersuchung des nordamerikanischen Journalisten Carl Bernstein enthüllt und von der CIA selbst bestätigt wurde, befanden sich wohlklingende und prestigeversehene Namen wie Washington Post, Newsweek, die Fernsehsender ABC und NBC und die Nachrichtenagenturen Associated Press, United Press International und Reuters. Nach Aussage von in der Untersuchung zitierten Quellen „war es billiger einen Journalisten zu bezahlen als eine Prostituierte“ und „es stand grenzenlos Geld zur Verfügung, ohne dass es Einschränkungen bei der Art von Aktivität gab, die im „Kalten Krieg“ im Verborgenen stattfand.“

Man muss sich gegenwärtig vor Augen halten, dass es sich dabei um keine Schweinerei aus vergangenen Zeiten handelt: Robert F. Kennedy Junior, „unabhängiger” Kandidat bei den Präsidentschaftwahlen der USA, versicherte in einem kürzlich geführten Interview mit Lex Fridman, dass das Programm weiterhin aktiv ist und klassifizierte die CIA als „größten Finanzier des Journalismus auf der ganzen Welt.“

Neben diesen angeheuerten Journalisten gibt es andere, die aus freien Stücken mitmachen, die von den Tugenden der liberalen Demokratie überzeugt sind, dieser Erfindung des Kapitals, um neue Formen der Ausbeutung und der Herrschaft zu legitimieren. So daran gewöhnt, auf den eigenen Nabel zu schauen, bekommen einige von ihnen nicht einmal mit, dass sie einfache Bauern bei dem Spiegelgefecht sind, welches veröffentlichte Meinung in öffentliche Meinung umwandelt.

Es handelt sich um ein liederliches Spiel, welches das Aufplatzen der Schlangeneier verstärkt, die uns der Kapitalismus in den Schoß legt

Hier bei uns in Portugal, angesichts der anstehenden Wahlen, sieht man wie Journalisten den Platz von Protagonisten einnehmen und das, was eigentlich ein Raum für Aufklärung und Gedankenaustausch sein sollte, in einen Rummelplatz von Eitelkeiten verwandelt, wo die Vorsitzenden der politischen Parteien „wie Vieh auf einem Jahrmarkt bewertet werden.“ Und dies natürlich ohne jegliche Folgen.

Bruno ist Aktivist der Linken Deutschsprachigen Freunde Lagos LDFL. Er hat den portugiesischen Avante-Text übersetzt.

Ein Gedanke zu “Die Medien, das Sprachrohr der herrschenden Klasse

  1. Der Mensch wird nur als manipulierbares Stimmvieh betrachtet. Über wesentlich Dinge des Kapitals hat er nicht mitzubestimmen. Die herrschende Klasse hat kapitalrelevante Entscheidungsbereiche längst dort hin verschoben, wo Demokratie keinen Zugriff mehr hat.

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