Luft holen und Akku laden

Die OEI-Maske kommt Der Anruf erreicht mich um sieben Uhr morgens. „Redaktion UHUDLA?“ Einem verschlafenen: „Ja richtig“ folgt: Kommen Sie heute um 14 Uhr zum Hilton-Plaza, ich weiß, Corona – das Hotel hat geschlossen – Haupteingang. Es ist wichtig. Bis dann.

Zack, aus. Ich überlegte (nach zwei Cafés und einem guten Frühstück): Wer will mich a) ärgern oder b) mir wirklich etwas so Brisantes mitteilen, dass er sich so geheimnisvoll verhält.

Woher hatte der meine Telefonnummer? Und welche „so wichtige Sache“ konnte das sein? Dass die Regierung in Auflösung begriffen ist? Das weiß ich, weiß eigentlich jeder, der halbwegs von Verstand ist. Ein neuer Bestechungsskandal? Auch nix Neues-vielleicht mit neuen Protagonisten – alter Hut, neu drapiert. Hoffentlich nicht: Corona gibt’s nicht. Alles eine Erfindung der Geheimdienste. Dann klage ich ihn, weil er mich so früh aus den Federn geholt hat.

14 Uhr: Wie vereinbart stehe ich vor dem Hoteleingang. Wenig Menschen sind unterwegs, ein eher kleiner Mann fällt mir aber auf. Er winkt mir nämlich von der anderen Straßenseite her zu, deutet, dass ich warten soll. Nachdem Mister Unknown die Straße überquert, neben mir steht und mir zuraunt: „nehmen Sie“ er drückt mir eine Einkaufstasche in die Hand, „es ist alles genau beschrieben, bei Rückfragen einfach die angegebene Nummer wählen, dort meldet sich dann mein Auftraggeber persönlich und beantwortet alle Ihre Fragen.“ Aha, antworte ich ungläubig, Sprengstoff? Drogen? Nein mein Gegenüber scheint zu lächeln, obwohl sein Gesicht von einer FFP2 Maske halb bedeckt ist. Nur so viel: eine geniale Erfindung und bitte: erst zu Hause öffnen. Warum gerade wir, warum gerade UHUDLA?: Ihr seid die einzige noch nicht staatsbestochene Zeitung, einer Redaktion, der man trauen kann; nicht ein solch manipuliertes Pack wie die anderen.

Und schon stehe ich wieder alleine da. Das Männchen ward entschwunden

Ich fahre nach Hause und öffne das Paket. Ein für mich stinknormaler Vollvisierhelm tritt zum Vorschein und ein Kuvert mit folgendem Inhalt: „User Manual OEI Mask“ (Gebrauchsanweisung OEI Mask) und ein Briefchen: wenn Sie irgendwelche Fragen haben, rufen Sie bitte… und eine Nummer.

Soweit hatte ich mich beruhigt und denke mir: Okay, setz diesen Helm einfach einmal auf.

Ich tue es und welch Wunder: der Helm beginnt mit mir zu sprechen: „Good afternoon, if You want to change the language, press Menü and choose… Ich setze den Helm wieder ab und rufe Mrs? Mr?. Unbekannt an: Ein Er meldet sich sofort und bedankt sich, dass ich mir die Zeit und was weiß ich noch genommen habe, erläutert mir dann den Sinn von Projekt OEI-Mask:

Corona wird in naher Zukunft Geschichte sein, Gott sei Dank! Aber das Verhalten der Menschen, das v e r ä n d e r t e Verhalten der Gesellschaft wird bleiben, nachhaltig. Nun, und da war es eigentlich ein Leichtes – mit der Elektronik von heute zum Einen, den Erkenntnissen aus Medizin, Forschung und Lebensgewohnheiten der Bevölkerung zum andern, dieses High-Tech Gerät zu fertigen.

Bluetooth, Wlan, mediz. Checks beim Aufsetzen (Blutdruck, Herzfrequenz, Alkomat, Kreislauf etc.), Navi-(Navigation ist allerdings noch nicht perfekt) Radio, Fernsehen, Spracherkennung und natürlich auch das liebe alte Smartphone, alles schon integriert. Übrigens: externe Speicherkapazität von bis zu 10 Terrabyte (diese SSD gibt es noch nicht aber es wird fieberhaft daran gearbeitet)

Luft holen und Akku laden, mein Lieber, lächle ich ihm imaginär entgegen. Ach so, ja natürlich: sehen Sie die drei, scheinbar, kleinen Öffnungen – inks, rechts und unten – greifen Sie ruhig darauf, keine Sorge es reißt nicht. Jede FFP2 Maske ist dagegen durchlässig wie ein zugiges Scheunentor. Sie könnten das Lungenvolumen eines Profisportlers haben, hätten Sie keine Probleme. Kein Virus, auch der gefährlichste und todbringendste hätte keine Chance da durchzukommen. Und was den Akku betrifft: 48 Stunden bei Dauerbetrieb. Drei Monate Standby. Der Akku hält 10 Jahre, dafür verbürgen wir uns. Anzunehmen, dass Sie zu Hause angekommen, den Helm schon abnehmen. Aber vielleicht, …?“

Wer produziert dieses Wunderwerk? Wie und wo wird es vertrieben? Der Preis? Wo gibt es Servicestellen …

Genau, ich habe ja gewusst, Sie sind die richtige Stelle, an die ich mich wenden muss. Hier die Antworten: Zum Ersten: Eine internationale Crew von Medizinern, Psychologen, Wissenschaftlern, und Computer–High Tech Ingenieuren, haben dieses Wunderwerk entwickelt. Produziert wird es, wie alles auf der Welt, in China. Zum Zweiten: die Erde hat bis dato ca. 8 Milliarden Bewohner. Wir gehen davon aus: 4 Milliarden werden dieses Gerät tragen wollen. Preisgünstiger als ein Smartphone, mein Lieber. Drei verschiedene Größen stehen zur Auswahl (S, M, L), Servicestellen wird es selbstverständlich weltweit geben. Anerkannte Ökonomen arbeiten gerade einen perfekten Masterplan aus. Ähnlich den heutigen Handyshops. So einfach ist das. Ich wollte noch etwas anfügen: die OEI-Mask für Autofahrer ist noch nicht vollständig ausgereift. Wir schätzen aber in zwei Monaten – wenn die volle Produktion anläuft – sind diese Mängel längst behoben. Das Visier, für Fußgänger, (Motor)-Radfahrer funktioniert tadellos. Beim Autofahren ist die Datenübertragung und das Abgleichen der Funktionen noch die Problematik. Aber das wird mit Sicherheit, rechtzeitig behoben. Was es allerdings noch zu erwähnen gibt: sicherlich wichtig! Sie gleichen alles per Knopfdruck mit Ihrem PC ab. Auch Ihr gesamtes Gedankengut, lieber Herr. Wie? Mein gesamtes Gedankengut? Diese OEI-Mask liest alle meine Gedanken und zeichnet sie auf? Ja. Denn: denken Sie nur, wieviel ein Mensch vergisst, was Vergessen schon für unheilvollen Schaden angerichtet hat. Damit ist’s nun vorbei. Genial, was?

Das klingt wie aus einem Science Fiction. Was heißt eigentlich OEI?: Oval-Egg-Intelligence-Mask, ist die voll ausgeschriebene Bezeichnung und mein Name ist: Edvard Yang Breathmark. Sie sprechen aber nicht mit ihm, Sie sprechen mit seiner künstlichen Intelligenz.

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