Blutiges Ende der Freiheit in Chile


11. September 1973
Vor 50 Jahren bereitete ein von der CIA unterstützter faschistischer Putsch in Chile den Jahren der linken Volksfrontregierung von Salvador Allende ein blutiges Ende.

Zwei Texte von steirischen Kommunisten und ein Veranstaltingstipp

Robert Krotzer, Gesundheitsstadtrat in Graz
Das Linksbündnis Unidad Popular führte ab 1970 grundlegende soziale Reformen in Chile durch.

Die Rechte der ArbeiterInnen und der einfachen Landbevölkerung wurden gestärkt. Das Gesundheitswesen wurde reformiert und die medizinische Versorgung auch für Mittellose erleichtert. Die Alphabetisierung wurde forciert. Wichtige Schlüsselindustrien Chiles wie etwa die Kupferindustrie, bis dahin mehrheitlich in den Händen US-amerikanischer Konzerne, wurden verstaatlicht.

Das südamerikanische Chile wurde weltweit zu einem Symbol der Hoffnung für grundlegende soziale Veränderungen und einen Bruch mit der Herrschaft des Imperialismus. Diese Hoffnung wurde mit tatkräftiger Beteiligung der US-amerikanischen Geheimdienste durch einen Militärputsch am 11. September 1973 in Blut ertränkt.

Während der nachfolgenden Diktatur unter Augusto Pinochet wurden zehntausende KommunistInnen, SozialistInnen und Linke verfolgt, ermordet oder mussten ins Ausland flüchten.

Franz Stephan Parteder zu Chile
Ein Bild (oben) sagt mehr als 1.000 Worte. Beim Militärputsch in Chile 1973 beschoss das Militär den Amtssitz des fortschrittlichen Präsidenten Allende. Das ist ein Zeichen dafür, dass eine sozial orientierte demokratische Bewegung auf erbitterten Widerstand stößt, wenn es für die ökonomisch Mächtigsten in der Gesellschaft ums Ganze geht.

Ich habe den 11. September 1973 den Tag des Putsches als Autostopper in Norddeutschland erlebt. Ein deutscher Bundeswehroffizier hatte mich mitgenommen. Das Autoradio war eingeschaltet. Ich musste zuhören, wie sich die Aktion von Pinochet entwickelte. Der Erfolg des Staatsstreichs wurde von den Kommentatoren im Radio nicht ohne Sympathie hingenommen. Und ich durfte nichts darüber sagen, weil ich bis Köln weiter wollte.

Dort habe ich am Abend an einer Demonstration teilgenommen.
Eine Woche zuvor hatte ich in Helsinki ein Konzert der chilenischen Gruppe Quilapayun miterleben können, hörte die Aufrufe zur Verteidigung der Demokratie, freute mich darüber, dass der sowjetische und der chinesische Botschafter auch beim Konzert anwesend waren. Ich hörte das Lied „El Pueblo unido jamas sera vencido“: Das einige Volk wird niemals besiegt werden.

Und jetzt wurde das chilenische Volk von seiner Armee besiegt. Mein Beitritt zur KPÖ lag erst einige Wochen zurück. Am 11. September 1973 war mir endgültig klar, dass diese Entscheidung richtig, dass sie eine Entscheidung für´s Leben war.

Damals konnte ich – noch als stellvertretender Hauptausschussvorsitzender an der Grazer Uni – zur Gründung des Grazer Solidaritätskomitees für Chile beitragen. Wir führten eine Kundgebung am Hauptplatz durch und setzten beim Landesintendanten Breisach durch, dass die letzte Rede von Salvador Allende im Radio übertragen wurde.

Der Versuch eines demokratischen Wandels der Gesellschaft war in Chile brutal unterbrochen worden. Welche Lehren musste die fortschrittliche Bewegung daraus ziehen? Diese Frage wurde damals leidenschaftlich diskutiert.

Manche zogen einen demokratischen Weg zum Sozialismus in Zweifel, andere – vor allem die italienische KP – sprachen von den Notwendigkeit, einen „historischen Kompromiss“ mit den Mächtigen einzugehen. Dazu braucht es aber den guten Willen auf beiden Seiten und eine Garantie dafür, dass die demokratischen Spielregeln unbedingt eingehalten werden.

In Österreich sind wir weit davon entfernt, dass dies eine aktuelle Fragestellung wäre. Man darf aber nicht vergessen, was alles schon möglich gewesen ist.

Mit zwei Veranstaltungen erinnert die KPÖ Steiermark an diese bewegte Zeit
Am 27. September 2023 eine Film-Dokumentation
„Der Krieg der Mumien“ (1974), die die große Aufbruchsstimmung in Chile unter Salvador Allende ebenso abbildet wie die darauffolgende Unterdrückung während der Pinochet-Diktatur – und die die Hintermänner und Finanziers des Putsches benennt.

Am 6. Oktober 2023 findet einem Chile-Abend statt
Dabei werden Ines Konrad und Alex Melinz unterlegt mit Bildaufnahmen über den Militärputsch, die Überwindung der Diktatur in den 1990er-Jahren und die großen Massenproteste gegen die kapitalistische Politik in den letzten Jahren sprechen. Ernest Kaltenegger wird an die Solidarität mit dem sozialistischen Aufbruch Chiles und die Unterstützung für die später vom Pinochet-Regime verfolgten Linken in Österreich und der Steiermark sprechen.
Berndt Luef wird mit einem Ensemble die von ihm komponierte Suite „Chile, 11.09.1973“ aufführen.

Beide Veranstaltungen im:
Bildungsverein der KPÖ
Grazer Volkshaus∞ Beginn um 18 Uhr
Lagergasse 98a

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