die 68er werden alt

© Martin Wachter

Die Kunst der Rebellion ■ In lockerer Atmosphäre bei schönen Wetter und Bier präsentierte Ingo Gärtner in der Marina de Lagos sein KunstWerk.

UHUDLA Ausgabe 115 @-3 Revo Revue

Keine Atempause! Geschichte wird gemacht! Es geht voran. Diese Sonderausgabe des UHUDLA ist sozusagen ein „Bilder-Buch” über ein halbes Jahrhundert Kunst-, Musik-, und Zeitgeschichte. 36 Seiten mit 68 Kunstwerken aus Ingo Gärtners 68er Sammlung.

Die UHUDLA Revo Revue ist ein Funken Hoffnung und der Wunsch nach politischer Veränderung – eine Erinnerung an damals: an die epochalen Zeiten von Power to the People, Make Love not War und Sex & Drugs & Rock‘n‘ Roll.

Ingo Gärtner, der „Junge aus dem Ruhrpott” ist vor 20 Jahren an der südwestlichen Küste des Atlanico in Lagos gelandet. Der gelernte Psychiatrie-Krankenpfleger und Altenheimleiter hat Deutschland den Rücken in Richtung Portugal gekehrt. Im Ruhr-Pott war ihm die Kluft zwischen Theorie und Alltag des Berufslebens zu groß geworden. Seine Ideale als „68er Revoluzzer” sah er verraten und verkauft. Ingo ist bis heute ein standhafter und aufrechter „AltHippi”.

Vor ein paar Jahren hat der Künstler aus Leidenschaft begonnen, Erinnerungen seiner Jugend zu verwerten und die Epoche der Revolte zu würdigen.

„In meinen Collagen verarbeite ich alles, was der Strand, die Natur und der Abfall hergeben”. Sogar die leeren Dosen aus dem Billig-Biersortiment von Aldi, in Österreich Hofer genannt, sind willkommene „Werkstoffe”, erzählt Ingo in seinem Atelier auf der Dachterrasse eines kleinen Häuschens in Lagos an der Algarve. Der Pensionist hat vor elf Jahren ein ehemaliges kleines Beisl / Kneipe, erworben und in seine Wohnung und Werkstätte umgewandelt.

„In der Galeria Dali entsteht seit Jahren unter schwierigsten klimatischen und finanziellen Bedingungen hochwertige Kunst mit dem Ziel, den Planeten zu retten”, scherzt der Künstler während eines Gesprächs in einer Schaffenspause. Der UHUDLA weiß das zu würdigen, hat keine Mühen gescheut und ebenfalls mit geringen finanziellen Mitteln diese „Revo Revue” gestaltet um sie ans erlesene Volk zu bringen.

Nina Hagen, Punklady in beiden Deutschlands, hätte die größte Freude mit Ingos Casa. Da ist alles so bunt und farbenfroh, dass besagte Rockerin vor Entzücken in Ohmacht fallen würde. (Anspielung auf Ninas Song: „Ich hab den Farbfilm vergessen”). Dutzende Bilder, Gemälde, Collagen und Mosaikarbeiten zieren die Wände. Bunte Farben, Muscheln, Steine, Sand, Spiegelscherben und eingefärbte Glassplitter sind die Materialien mit denen Ingo in kreativer und ideenreicher Weise handwerkt.

68 Bilder und Collagen von Ingo Gärtner sind auf den folgenden Seiten zu besichtigen. Seine Arbeit beinhaltet Privates und Persönliches aus dem Familenleben, aus Studentenrevolte, aus Kampf für den Frieden und das Engagement gegen den Krieg. Breiten Raum finden die lebenden und toten Legenden der revoltierenden 68er Generation. Wie ein „Roter Faden” zieht sich Ernesto Che Guevara, eine der Symbolfiguren der 68er Rebellion durch Gärtners Kunst-Welt.
Humorvoll liebäugelt der Kosmopolit und Weltverbesserer INGO  in einigen Bildern mit seiner tierischen Namensgleichung den: FlamINGOs.

Martin Wachter

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