Jetzt und immer – für ein unabhängiges Palästina

© Martin Wachter

Friedensdemo in Lisboa ■ Am Freitag 8. Dezember 2023 war die portugiesische Metropole Schauplatz für internationale Solidarität, für Kampf für Frieden und gegen den „Krieg” in Gaza und im Nahen Osten.

Aus Lisboa berichtet Martin Wachter

Die Bewegung für die Rechte des palästinensischen Volkes MPPM, der Friedensrat CPPC und der kommunistisch beeinflußte grösste Gewerkschaftsverband CGTP IN hatten zu der Manifestation in der Hauptstadt Portugals am Tejo aufgerufen.

Um 15 Uhr war der Sammelplatz Martim Moniz unterhalb der Mauer von Sao Jorge spärlich mit Friedensaktivistinnen und Friedensaktivisten gefüllt. Bunt und laut war es allemal. Schwarzweissgrüne Fahnen mit dem roten Dreieck prägten das Panorama am Fuße der Festung. Aus mehreren Lautsprecherwagen und mit Megaphonen wurde die akustische Stimmung verstärkt. Schließlich hatten sich doch zwischen fünf und zehntausend DemonstrantInnen zum Abmarsch durch das graubewölkte weihnachtlich herausgeputzte Stadtzentrum versammelt.

PAZ presente – Palästina indepente

Über die Plätze „Figueira” und „Rossio”, vorbei am „Comércio” schlängelte sich der Demonstrationszug auf der gut zwei Kilometer langen Route durch die City Lisboas. Vor dem Elevador, eines der Lissaboner Wahrzeichen wurde die Straße etwas eng. Die langen Reihen der wartenden und fotografierenden TouristInnen vermengten sich mit den TeilnehmerInnen der Demo. So wurden in der hereinbrechenden Dämmerung tausende Menschen Ohrenzeugen vielfältiger melodischer Sprechchöre. „Paz sim – Guerra no” (Frieden ja – Kriege nein), „Gaza presente – Palestina independente”, „A Luta continua – Palestina vincera”- „Palestina escuta, apoiamos a tua luta” (Palästina hört zu, wir unterstützen euren Kampf). Die gerufenen Parolen und Appelle forderten den Frieden auf der Welt und ein Palästina in Freiheit und Frieden. Die Ablehnung von Kriegen wurde lautstark bekundet.

Gegen Israel und deren rechte Machthaber und der von ihnen geführte brutale Zerstörungs- und tausendfach totbringenden Kriegsmaschinerie gab es keine verbale Berücksichtigung. Als sich der Tag in die Nacht neigte, war der Demonstrationszug nach zwei Stunden am Largo José Saramago angekommen.

Im Park am Ufer des Tejo brandmarkten die Rednerinnen und Redner die israelische Besatzungs- und Vernichtungspolitik gegen das Palästinensische Volk. Als die CGTP IN Gewerkschafts-Chefin Isabel Camarinha den realen Wahnsinn über das Grauen und die vielen Opfer in Gaza aufzählte, lag beklemmendes Schweigen auf dem Platz, wo gerade die Sonne hinter den dunkelgrauen Wolken unterging.

Eine Mutter von zwei Mädchen im Alter von acht und zehn Jahren wischte sich mit den Ärmel über die Augen ihres schmerzerstarrten Gesichts. Die kleinen Mädchen versteckten ihre Gesichter hinter von Kinderhand gemalten Bildern über die hoffnungslose Situation gleichaltriger Leidensgenossen in ihrer palästinensischen Heimat. Bei genauerer Betrachtung bestand die weibliche Gruppe aus fünf Frauen und einem Dutzend Mädchen. Alle tief versunken in ihrem Leid. Der kühle Wind am Ufer des Tejo wehte das Gespenst eines unbarmherzigen „Krieges” im Nahen Osten in die Versammlung von Menschen, die für eine friedliche, gerechtere und bessere Welt kämpfen.

„Sag mir, wo die Männer sind”

In der geschilderten Gruppe war kein einziger Mann und kein einziger Bub. Kriege fordern überall auf der Welt unzählige Tote. Meist sind es Soldaten. In Nahost werden aber Tag für Tag in einem grausamen israelischen Vernichtungsfeldzug viele unschuldige Frauen und Kinder getötet. Pete Seeger der berühmte Kommunist und Folksänger hat schon 1955 eine Hymne gegen den Krieg getextet und gesungen (zu lesen am Ende des Artikels). Seegers US-amerikanische Heimat und die dort herrschende Politik und Klasse brachten damals im Korea-Krieg und zehn Jahre später in Vietnam Tod und Verderben in den Fernen Osten. Im 75 jährigen NahOstkonflikt sind die Vereinigten Staaten mehr oder weniger auch Kriegspartei.

Der Portugiese José Saramago, ein anderer Kommunist und linker literarischer Weggefährte hätte sich sicher sehr gefreut über die Organisatoren der Friedensdemo in dem Park zu seiner Ehrung, genannt nach ihm. Wahrscheinlich hätte der Literaturnobelpreisträger in einem längeren Aufsatz kundgetan, dass Frieden und Sozialismus zusammengehören wie ein paar Schuhe.
Aber das ist ein anderes Thema – Jetzt gilt es Kriege zu beenden und für Frieden aufzustehn.

Sag mir, wo die Blumen sind
Pete Seeger (deutscher Text)

Sag mir, wo die Blumen sind
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Blumen sind
Was ist gescheh′n?

Sag mir, wo die Blumen sind
Mädchen pflückten sie geschwind
Wann wird man je versteh’n?
Wann wird man je versteh′n?

Sag mir, wo die Mädchen sind
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Mädchen sind
Was ist gescheh’n?

Sag mir, wo die Mädchen sind
Männer nahmen sie geschwind
Wann wird man je versteh’n?
Wann wird man je versteh′n?

Sag mir, wo die Männer sind
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Männer sind
Was ist gescheh′n?

Sag mir, wo die Männer sind
Zogen fort, der Krieg beginnt
Wann wird man je versteh’n?
Wann wird man je versteh′n?

Sag, wo die Soldaten sind
Wo sind sie geblieben?
Sag, wo die Soldaten sind
Was ist gescheh’n?

Sag, wo die Soldaten sind
Über Gräbern weht der Wind
Wann wird man je versteh′n?
Wann wird man je versteh’n?

Sag mir, wo die Gräber sind
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Gräber sind
Was ist gescheh′n?

Sag mir, wo die Gräber sind
Blumen blüh’n im Sommerwind
Wann wird man je versteh’n?
Wann wird man je versteh′n?

Sag mir, wo die Blumen sind
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Blumen sind
Was ist gescheh′n?

Sag mir, wo die Blumen sind
Mädchen pflückten sie geschwind
Wann wird man je versteh’n?
Wann wird man je versteh′n?

2 Gedanken zu “Jetzt und immer – für ein unabhängiges Palästina

  1. Spannend ist ja auch die Theorie des Friedensforschers Franz Jedlicka, dass Länder / Regionen erst dann nachhaltig friedlich werden, wenn es dort auch keine Gewalt gegen Kinder mehr gibt (die Prügelstrafe verboten wird): denn die ist leider in zwei Dritteln der Länder der Welt noch erlaubt (siehe WHite Hand Kampagne).

    LG Oliver

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