Widerstand gegen Nazi-Regime

© Markus Schweiss – Gedenkstätte Plötzensee.

Nicht «Weihnachten» sondern «Rote Kapelle» Vor 80 Jahren, am 22. Dezember 1942, wurden in der nationalsozialistischen Haftanstalt Berlin-Plötzensee elf Mitglieder der „Roten Kapelle“ hingerichtet.

Von 19:00 bis 19:20 wurden im Vierminutentakt erhängt: Rudolf von Scheliha (1897), Harro Schulze-Boysen (1909), Arvid Harnack (1901), Kurt Schumacher (1905), John Graudenz (*1884). 

Von 20:18 bis 20:33 im Dreiminutentakt enthauptet: Horst Heilmann (1923), Hans Coppi (1916), Kurt Schulze (1894), Ilse Stöbe (1911), Libertas Schulze-Boysen (1913) und Elisabeth Schumacher (1904).

Laut Nazi-Sprech handelte es sich bei der «Roten Kapelle» um eine sowjetische Spionageorganisation. (Damals waren die Sowjets der Feind, heute ist es der Russe*). In einem sehr guten und ausführlichen Wikipedia-Eintrag (Artikel des Tages vom 22.12.2022: Rote Kapelle – Wikipedia) wird diese Legende korrigiert.

„Die «Rote Kapelle» war weder kommunistisch gelenkt noch unter einheitlicher Leitung, sondern ein Netzwerk von einzelnen Gruppen und Personen aus unterschiedlichen Regionen. Namentlich bekannt sind heute ca. 400 Personen. Sie druckten illegale. Flugblätter, halfen Juden und Oppositionellen und dokumentierten die Verbrechen des NS-Regimes.“

Die bundesdeutsche Tageszeitung junge Welt jW widmet der „Roten Kapelle“ am 21.12.2022 einen Artikel „Als »Sowjetspione« stigmatisiert”.
sowie am 22.12.2022, ihren Thema-Schwerpunkt: Entgratete Helden.

„Die Verfolgten, die in vielen Fällen nicht in die Kontakte zur Sowjetunion eingeweiht waren, erfuhren davon oft erst nach ihrer Verhaftung. Weder Schulze-Boysen noch Harnack sahen sich selbst als sowjetische Agenten; sie wollten ihre Autonomie gewahrt wissen und entwickelten eigene Pläne. Für sie und ihre Mitstreiter stand der Widerstand gegen das verhasste faschistische Regime im Vordergrund, wobei nicht wenige von ihnen mit dem sowjetischen Modell sympathisierten.“

Allerdings „lag der Prozentsatz der KPD-Parteimitglieder in der «Roten Kapelle» zwischen 20 und 30 Prozent. Andere standen der KPD nahe, viele der Überlebenden traten nach dem Krieg der KPD bzw. der SED bei.“
Bruno

*) in diesem Zusammenhang möchte ich noch auf einen sehr lesenswerten Kommentar „Jahresendglühen“ von Arnold Schölzel in der jW vom 22.12.2022 hinweisen.

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